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Geriatrie
Die chronische Niereninsuffizienz (1)

Ältere Hunde und Katzen leiden häufig unter Erkrankungen der Nieren und der Harnwege. Diese Krankheiten haben beim gealterten Vierbeiner unterschiedliche Ursachen. So können altersbedingte Verschleißerscheinungen, Spätfolgen vorangegangener Erkrankungen, Narbenbildung, Bakterien streuende Entzündungsherde z. B. in der Maulhöhle oder beim Rüden in der Prostata, Hormonstörungen wie Diabetes mellitus, Übergewicht, Bewegungsmangel, Abwehrschwäche und die Tendenz der Seniortiere, zu wenig zu trinken, die Gesundheit von Nieren und Harnwegen negativ beeinflussen.

Sehr häufig lässt sich aber gerade bei der bedeutendsten Erkrankung der Nieren bei Hund und Katze, der chronischen Niereninsuffizienz (CNI), keine zugrunde-liegende Erkrankung ermitteln. Im Verlauf dieser letztlich unheilbaren Krankheit entwickelt sich ein Teufelskreis, der zu einer fortschreitenden Zerstörung des Nierengewebes führt.

Diese Entwicklung kann mit einer rechtzeitigen und umfassenden Therapie sowie einer konsequenten Ernährung mit einer phosphorarmen Diätkost jedoch meist so verlangsamt werden, dass die Tiere trotz der stetigen Zerstörung des Organs
noch eine geraume Weile gut leben können. Allerdings bereitet bereits die rechtzeitige Erkennung der Krankheit häufig Probleme, weil es erst sehr spät im Verlauf der CNI zu Symptomen kommt. Regelmäßige Untersuchungen der Blut- und Harnwerte, z. B. im Rahmen eines Seniorenchecks, können die Früh-erkennung fördern.

Zu den wichtigsten Erkrankungen der unteren Harnwege zählen die Blasen-entzündung und die Bildung von Harnsteinen. Beide Krankheiten werden im Rahmen dieses Textes besprochen.

Bedeutung der CNI bei Hunden und Katzen

Die chronische Niereninsuffizienz (CNI) gehört bei Hunden und Katzen zu den häufigsten Organerkrankungen. Schätzungen gehen davon aus, dass 2–5 Prozent aller Hunde von einer CNI betroffen sind. Mit zunehmendem Alter steigt die Anzahl der Krankheitsfälle dramatisch, so sollen je nach Schätzung 7–17 Prozent aller Hunde über sieben Jahre erkrankt sein und bei 45 Prozent der diagnostizierten Fälle von CNI ist der betroffene Hund älter als zehn Jahre.

Bei Katzen geht man davon aus, dass rund zehn Prozent der Katzen, die sieben Jahre und älter sind, unter einer CNI leiden. Im Alter von 10–15 Jahren soll sogar rund ein Drittel der Samtpfoten von einer CNI betroffen sein.

Ganz allgemein kann man davon ausgehen, dass die CNI zu den häufigsten Todesursachen bei Hunden und Katzen im Seniorenalter gehört.

Ursachen und Verlauf der CNI

Die ursprünglichen Krankheiten oder Ursachen einer CNI sind im Nachhinein häufig nicht zu ermitteln. Grundsätzlich kommen alle Einflüsse und Faktoren infrage, die das Nierengewebe schädigen. Wenn ein Teil des Nierengewebes so stark geschädigt ist, dass es seine Aufgaben nicht mehr erledigen kann, übernehmen die noch gesunden Nierenanteile diese Funktionen. Damit diese die gleiche Menge Blut in der entsprechenden Zeit wie die gesunde Niere filtrieren und reinigen können, wird die Durchblutung der noch gesunden Nierenanteile gesteigert. Dies geschieht über eine Erhöhung des Blutdruckes, die wiederum durch die Verengung der blutzuführenden Gefäße (Konstriktion der Nieren-arteriolen) und eine Erhöhung des Blutvolumens über den Rückhalt von Natrium (Na-Retention) erreicht wird. Im Anfangsstadium (s. Tabelle) der Erkrankung geht das noch gut.

Doch mit der Zeit überfordern die zusätzliche Arbeit und der erhöhte Blutdruck das noch gesunde Nierengewebe. Die überlasteten Nierenzellen werden geschädigt und sterben schließlich ab. Je mehr Nierenzellen untergegangen sind, desto mehr muss das noch verbliebene funktionstüchtige Gewebe jedoch leisten. Und je mehr Mehrarbeit anfällt, desto rascher kommt es zu Überlastungserscheinungen.

Hierzu gehört neben der fortschreitenden Zerstörung der Nieren vor allem der Rückhalt von Stoffen, die eigentlich mit dem Harn ausgeschieden werden sollten (Retention harnpflichtiger Substanzen). Zu diesen Substanzen zählen z. B. Harnstoff und Kreatinin, deren Werte bei Blutuntersuchungen stellvertretend für die anderen harnpflichtigen Substanzen gemessen werden, um das Ausmaß der Nierenschädigung abschätzen zu können. Die Anreicherung harnpflichtiger Substanzen im Blut wiederum führt zu einer Vergiftung des Organismus (Urämie), die für viele der mit der Niereninsuffizienz verbundenen Symptome verantwortlich ist.

Stadien der Niereninsuffizienz

Stadien

Symptome

Maßnahmen

 
Stadium I
 
Keinerlei Anzeichen einer Erkrankung

 

Stadium II
Bis zu einem Verlust von ca. 67 Prozent der Nierenfunktion
Eventuell etwas vermehrter Durst und leicht erhöhte Harnmengen.
Der Harn kann verdünnt sein, d.h. bei einer Harnuntersuchung kann ein erniedrigtes spezifisches Gewicht (SG) messbar sein.

 

Nach Rücksprache mit dem Tierarzt:
Reduktion des Phosphatgehaltes in der Nahrung,z. B. durch eine spezielle, phosphorarme Nierendiät oder einen Phosphatbinder
Stadium III
Bis zu einem Verlust von ca.
75 Prozent der Nierenfunktion
Großer Durst, große Harnmengen, Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Appetitlosigkeit, Erbrechen, Durchfälle, Abmagerung.
Anstieg der Nierenwerte im Blut.
Weitere Verdünnung des Harns, Eiweiße im Harn.

 

Reduktion der Phosphataufnahme durch Nierendiät oder Phosphatbinder – beides auch in Kombination möglich.
Behandlung begleitender Erkrankungen, z. B. des Erbrechens oder des hohen Blutdrucks.
Stadium IV
Ab 75 Prozent Verlust der
Nierenfunktion
Ohne Therapie Erscheinungen einer Harnvergiftung: Stechender Mundgeruch, Austrocknung, Erbrechen, Apathie, Zittern, Juckreiz, Krämpfe bis hin zu Koma und Tod.
Außerdem Folgeschäden und Begleiterkrankungen der Niereninsuffizienz:
z. B. Blutarmut, brüchige Knochen, Zuckerkrankheit, Störungen der Wundheilung
Intensive tierärztliche Versorgung:
regelmäßige Flüssigkeitstherapie, Behandlung aller Begleiterkrankungen, z. B. der Blutarmut oder des hohen Blutdrucks.
Fortführung der Nierendiät und der Phosphorreduktion
 
Text und Fotos:
Mit freundlicher Genehmigung der Schlüterschen Verwaltungsgesellschaft mbH vom 19.12.2014
Quellnennung: Der Praktische Tierarzt 90 (Ausgabe 4/2009) - Sonderheft "Geriatrie" (E-Paper), Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, Hannover, (Seite 6 - 13).

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