Dr. med. vet. Kristine Hucke, prakt. Tierärztin
Dotzheimer Str. 135a, 65197 Wiesbaden
Telefon: 0611 / 48908
 

 

Motorradtour Ostern 2007

Madeira

Tag 1:

Anreise

Madeira – Motorradfahren auf der Blumeninsel

 

Meine Neugierde war durch eine Anzeige in der Motorradzeitung „Motorrad & Reisen“ geweckt. Dort wurde eine Woche organisierte Motorradtouren auf der Insel inklusive Hotel beworben. Geht das überhaupt? Motorradfahren auf dieser Insel, die ja schon allein durch ihre Blumenpracht zum Besuch lockt.

 

Strelitzen über Funchal

  Schnell waren die ersten Informationen durch das Internet gefunden, ein Freund sagt noch: „Ja, da war ich auch schon! Die Insel ist toll zum Motorradfahren!“

Also wurden die Recherchen ernster.

Wann fliegen welche Fluggesellschaften, welche Motorräder gibt es dort zu leihen, denn eins war gleich klar:
„Sunny“ muss leider zuhause bleiben, Madeira ist für Touristen nur durch die Luft erreichbar, einen Seeweg gibt es nur mit Verladen auf einem Frachtschiff, viel zu umständlich und teuer, dementsprechend ist Madeira auch eine „Wohnmobil – freie - Zone“.

 

Über die Homepage der Motorradvermietung Magoscar (www-magoscar.com), die auch Hotelunterkünfte vermittelt, gab es regen Mailkontakt, bis Wunschtermine mit Hotelreservierung und Wunschmotorrad übereinstimmten. Familie Kutz betreiben als deutsche Auswanderer die Auto- und Motorradvermietung auf Madeira bereits seit 15 Jahren, so konnten kleine Unstimmigkeiten in der Anzahl der Miettage und der Termine per Mail auf Deutsch geklärt werden.

 Also zur nächsten Homepage, der von Condor.  

Condor fliegt Mittwochs von Frankfurt direkt (!) nach Madeira, das passt.

Hinflug am Nachmittag, der Rückflug dann eine Woche später Mittwoch abends zurück. Auch günstig, denn so verliere ich nur den ersten Urlaubstag mit der Anreise und habe den letzten Tag noch auf der Insel bis zum Abflug abends. Doch die Flugkosten lassen mich zunächst stutzen. Ich bin gewiss kein Vielflieger, mit dem Auslandseinsatz der Rettungshundestaffel im Jemen gerade mal zweimal mit einem großen Flieger in der Luft, und jetzt dieser Preis? Was habe ich übersehen? Bei allen Internetrecherchen zur Insel werden Flugkosten von ca. 450 Euro angegeben. Meine gewünschten Flugtermine ergeben 79,- Euro Hinflug + 99,- Euro Rückflug, zuzüglich der Flughafengebühren sind das 248,- Euro. Habe ich etwas übersehen? Wir finden nichts, also drücke ich den Buchungsbutton. Die Bestätigung kommt schnell, ja, ich habe im November meinen Madeiraurlaub gebucht und kann mich den gesamten Winter darauf freuen! Ich habe die Angebote im nächsten halben Jahr immer mal abgerufen, so billig wie mein Flug wurde es nie mehr, aber bedeutend teurer (bis zu 350,- E pro Flug!).

Reiseliteratur und der Aufbau der Wegpunktedatei für mein Navi Zumo beschäftigen mich die kommenden Monate. 

Literaturliste

 

Bleibt noch der Punkt Motorradausrüstung.

Das Gepäck bis 20 kg ist bei der Fluggesellschaft frei, also was nehme ich mit und wie? Ich entscheide mich schnell, auch auf Madeira mit Schutzkleidung und nicht in Jeans zu fahren.  Meine Motorradstiefel tausche ich gegen meine Wanderstiefel, denn die Natur lockt ja schon zum Erkunden der Insel. Der Rest der Schutzkleidung geht komplett mit. Hose, Jacke, Helm (im Handgepäck), Handschuhe. 

Und wie orientiere ich mich auf der Insel?

Ein neues Navi, gut und schön, leider ohne ausreichendes Strassennetz von Madeira. Also wieder mit der guten Karte, doch wohin auf dem Motorrad? Die Leihmotorräder sind nur mit einem Topcase ausgerüstet.

 

Jardim Orchid - Orchideenschau

     

Der Tankrucksack von Sunny passt nicht, aber das Kartenfach nebst Lenker- und Tankbefestigung wandert auch in den Koffer. Zumo kommt auch mit, er kann die Tracks aufzeichnen, so kann ich später leichter die Tagestouren schreiben und eine Wegpunktedatei kann auch nicht schaden und wird vor Ort erweitert.

Ja, so geht es Mittwochs an den Flugschalter, Gepäck wird gewogen und entspricht den Vorgaben, ich gehe langsam zur Personenkontrolle. Mein Handgepäck mit dem ungewöhnlichen, runden Umriss auf der Mattscheibe interessiert schon die Kontrolleurin, aber mit Blick auf meine Motorradjacke, die ich um Gepäckgewicht zu sparen genauso trage wie meine Wanderstiefel, lässt sie den Helm mit darin verpackten Foto und Navi erkennen.

Warum schreib ich soviel über die Vorbereitung? Das langweilt nur und das Bepacken von Sunny habe ich früher auch nie beschrieben?

Nun, ich weiss, dass einige Freunde auf diesen Bericht warten und auch andere noch Tipps suchen, weil sie selbst nach Madeira wollen und auch für diese ist dieser Bericht gedacht.  

Die Boing 757 wartet an einem Platz ausserhalb der Gangways, der Transport mit dem Bus geht zügig, ich habe einen schönen Fensterplatz auf der rechten Seite und da der Flieger nicht ausgebucht ist, bleibt genügend Platz, dass wir nicht wie die Heringe in der Dose den 4 Stunden Flug aushalten müssen. Der Abflug verzögert sich etwas durch den stürmischen Wind, es ist nur eine Startbahn gen Osten freigegeben und so reihen sich die Maschinen nacheinander auf die Wartepositionen ein. Es geht los! Der Flieger schaukelt gewaltig im Wind, der Blick durch das Fenster auf das Rhein-Main-Gebiet lässt es erst richtig wirken. Dann dreht unsere Maschine ab und fliegt den Rhein hinauf , über die Eifel und später die Atlankikküste entlang. Einem herrlichen Sonnenabend entgegen. 

Landebahn Madeira

  Der Kapitän verspricht uns die verlorene Zeit wieder einzuholen, der Service und das Essen sowie zwei Freigetränke lockern die Zeit auf. Ich lege noch mal meine Portugiesisch-Kauderwelsch-CD in den CD-Player und döse dahin. Zur Landung heisst es dann wieder Sitze gerade, anschnallen.

Madeira hat ja eine besondere Landebahn, sie war für die großen Flugzeuge zu kurz geworden und wurde 2000 mit Stelzen über das Meer verlängert. Durch den weiterhin böigen Westwind schwebt / schaukelt die Maschine über den Nordostzipfel der Insel heran. Die Häuser von Canical und von Machio sind auf meiner rechten Seite sichtbar.

Queimado mit seinen Häusern am Hang erscheinen oben – unten – oben mit nur wenigen Metern Abstand zu unseren Tragflächen, der Flieger ächzt und ich schaue lieber nur noch auf den Bordmonitor, da sieht die Landung gleich viel einfacher aus als mit dem Blick zum Fenster hinaus.

     
Kaum das Geräusch der aufsetzenden Räder schon folgt der Bremsvorgang, die Landebahn ist immer noch reichlich kurz und, wie man später sieht, endet sie mit einem 20 Meter tiefen Hang direkt an der Autobahn.

Die Autobahn umfliesst den Flughafen förmlich von drei Seiten, zunächst rechts am Hang zwischen Häuser und Landebahn eingezwängt, dann unter den Stelzen hindurch auf die Meerseite um vor der Landebahn wieder mit einer Rechtskurve nach Santa Cruz und weiter nach Funchal zu führen. Nichts für schwache Flugnerven!

Ausgecheckt ist schnell und im Ausgangsbereich warten schon Mitarbeiter von Magoscar mit ihrem Schild um uns abzuholen. Frau Kutz nimmt mich gleich mit zum Büro, so können wir direkt den Mietvertrag abschliessen und einen Termin zur Motorradübergabe am kommenden Morgen vereinbaren.

 

Landebahn Madeira

     

Dann bringt sie mich zum Hotel Vila Ventura, einem kleinen Partnerhotel, auch mit deutschstämmigen Eigentümern. Das Zimmer ist sauber mit ausreichendem Luxus,  besitzt einen Balkon und eine kleine Kochnische. Schnell bin ich umgezogen, erkunde die nähere Umgebung von Canico de Baixo und beschliesse den ersten Abend im hauseigenen Restaurant bei Espada, dem schwarzen Degenfisch, und portugiesischem Wein; der Begrüßungstrunk, ein vinho da madeira, war auch lecker!

 

    © 2000 - 2010 Text und Bilder: Dr. med. vet. Kristine Hucke, Wiesbaden