Tierarzt-Logo Kleintierpraxis Hucke Hund Katze
Logo Veterinärpraxis Dr. Hucke Wiesbaden
Tierarzt-Logo Kleintierpraxis Hucke Kaninchen Meerschweinchen

Erste Hilfe bei Hund und Katze

Teil 2: Notfälle - Organsysteme

13b. Magen-Darm-Trakt

13.6 Erkrankungen der Magenschleimhaut (Gastritis)

Ursache: Aufnahme von schädlichen Stoffen oder als Folge von Infektionskrankheiten (Staupe, Leptospirose, Parvovirose, Katzenseuche).

Symptome:
Akute Erkrankung: Erbrechen bei wechselhafter oder anhaltender Appetitlosigkeit. Das Erbrochene besteht aus Futter oder glasigem, schaumigen, manchmal gelblichen Schleim. Das Erbrechen tritt oft auch direkt nach der Wasseraufnahme auf.

  • Ist das Allgemeinbefinden nicht gestört sowie kein Fieber vorhanden, kann mit einem Fastentag die Behandlung eingeleitet werden.
  • Trinkwasser: Abgekochtes Wasser, Mineralwasser oder Tee (Kamille, Pfefferminze). Diese Flüssigkeiten sollten in mehreren kleinen Portionen angeboten werden. Die Gabe spezieller Elektrolyt-Energielösungen zur Regeneration der Darmzotten ist möglich.
  • Nach dem Fastentag sollte das Tier langsam mit einer speziellen Diät angefüttert werden. Auch hier ist es wichtig das Futter auf viele kleine Mahlzeiten zu verteilen. Die Nahrung sollte weich, leicht verdaulich und fettarm sein.
  • Diät: Gekochtes mageres Fleisch, Hüttenkäse, Quark, weich gekochte Eier, Kartoffelbrei oder breiig gekochten Reis, Haferschleim .
  • Erst nach 2-3 Tagen sollte mit der langsamen Zumischung des normalen Futters begonnen werden.
  • Eine eigene Behandlung sollte jedoch nur bei ungestörtem Allgemeinbefinden und fieberfreien Tieren stattfinden.
  • Ist dies nicht der Fall, steigert sich das Erbrechen über 3x täglich hinaus oder hat das Tier eine andere schwerwiegende Erkrankung (Herz, Leber, Niere) sollte der Tierarzt bald aufgesucht werden.
  • weitere Tipps unter: Durchfall bei Hund und Katze

13.7 Magenüberladung (Dilatatio ventriculi), Magendrehung (Torsio ventriculi)

Ein absoluter Notfall und dementsprechend ist ein sofortiger Tierarztbesuch angezeigt.

Die Magenüberladung ist eine gasenthaltende Auftreibung des Magens.

Ursache: Nicht genau bekannt, jedoch vermutet man eine bakterielle Beteiligung, durch die der Milchsäuregehalt im Magensaft ansteigt.
Auch wird die Fütterung zu großer Mengen fester Nahrung und der Umstellung des Welpens von der Muttermilch auf feste Kost als vorbestimmender Faktor diskutiert.

Symptome: Häufiges Aufstoßen mit Ablassen der Magengase, Erbrechen, Appetitlosigkeit und eine deutliche Aufblähung des Magens direkt hinter dem Rippenbogen.
Die Tiere zeigen in der akuten Phase ein deutliches Unwohlsein und eine erschwerte Atmung durch die starke Druckbelastung auf Zwerchfell und Lunge.

Magendrehung

Ursache: Auch nicht ganz geklärt.
Hunde großer Rassen mit tiefer Brust wie der Deutsche Schäferhund, Bernhardiner, Dogge und Setter sind besonders betroffen.
Rüden erkranken häufiger als Hündinnen.
Die Drehung entsteht bei wenig gefülltem Magen, wobei eine Gewebsschwäche der Haltebänder des Magens sowie eine verminderte Muskelkraft des Magens Voraussetzung sind. Durch gasbildende Keime entsteht eine gesteigerte Gasbildung im Magen, ein Teil des Magens wird verlagert und so die Voraussetzung für die Drehung geschaffen.

Bei der vollständigen Drehung um 180° wird auch die Milz mitverlagert, alle Magenzugänge und -abgänge sowie die Blutgefäße werden ähnlich wie Würste abgedreht und weitere Blähungen durch die Gasbildung im Magen verschlechtern die Situation.

Symptome: Gekennzeichnet durch das schnelle Aufblähen. Die Rippenbögen werden durch den starken Druck des Magens nach außen gestellt. Durch die abgedrehten Blutgefäße kommt es zusätzlich zur weiteren Kreislaufbelastung. Das Tier ist unruhig und liegt viel. Durch Würgebewegungen versucht das Tier den Druck abzulassen und den Mageninhalt zu entleeren.
Bei der vollständigen Drehung kann jedoch nichts erbrochen werden!

  • Durch die schnelle Verschlechterung des Allgemeinbefindens wird die Dringlichkeit eines sofortigen tierärztlichen Besuches sichtbar.
  • Bei längerer Anfahrt zum Tierarzt und deutlicher Verschlechterung des Zustandes (Hund kann nicht mehr aufstehen, liegt in Seitenlage mit medizinballgroßem Magen, bewusstlos) kann eine Druckentlastung durch Punktion mit einer Injektionsnadel oder bei ganz schlechtem Zustand mit jedem anderen spitzen Gegenstand (Stricknadel, Kugelschreiber) durchgeführt werden.
    Da dieser Zustand höchste Lebensgefahr bedeutet und nur eine Druckentlastung des Magens die Kreislaufprobleme abschwächen kann, sollten wir in dieser Situation nicht davor zurückschrecken.
  • Die Punktion wird an der rechten Seite des stehenden/ liegenden Tieres durchgeführt, an der Stelle, die bei Beklopfen am dünnsten, mit darunter liegender Gasblase, erscheint. Schnell und beherzt zustechen, beim Deutschen Schäferhund zum Beispiel kann die Nadel 6 - 10 cm tief eingeführt werden. Das Gasentweichen ist deutlich hörbar. Ist der Magen deutlich zusammengeschrumpft wird die Nadel entfernt und das Tier seitlich gelagert.
  • Die Punktion kann bei längeren Transporten auch wiederholt werden. Die Lebensgefahr besteht weiterhin und der sofortige Tierarztbesuch ist trotzdem höchstes Gebot. (In unseren Erste-Hilfe-Kursen beschäftigen wir uns ausführlich mit diesem Problem und versuchen alle Fragen und Ängste zu klären)

13.8 Erkrankungen des Dünndarmes (Enteritis)

Symptome: Durchfall, Erbrechen, Appetitlosigkeit sowie ein aufgeblähter Bauch und evt. Schmerzäußerungen.
Der Durchfall gilt als Hauptsymptom einer Enteritis und kann vielerlei Ursachen haben.

Ursachen: Ernährungsfehler (z.B. Stärkegehalt > 60 %, Fäulnisprozesse durch alleinige Fütterung von tierischem Eiweiß, Fäulnis- und Gärungsprozesse bei > 10 % pflanzlichen Eiweiß (Vegetarische Ernährung) , Leber- und Bauchspeichel-drüsenerkrankungen, Unterkühlung des Bauchbereiches aber auch Infektionen (bakterielle, virale, parasitäre Erkrankungen) oder toxisch bedingte Störungen (Vergiftungen mit Arsen, Thallium, Schwer-metallen, Phosphorsäureester, Cumarin)
Normalerweise passiert der Nahrungsbrei innerhalb von 8-10 Stunden den Dünndarm, dabei werden 80% des Wassers aus der Nahrung heraus, in den Körper resorbiert.
Beim Durchfall wird durch eine beschleunigte Darmpassage und somit verkürzter Verdauungszeit sowie Resorptionsstörung zuwenig Wasser aus dem Nahrungsbrei aufgenommen und deshalb ausgeschieden. Durch die Schädigung der Darm-zotten kann es zur zusätzlichen Wasserausscheidung aus dem Körper in den Darm kommen.
Durch diese Veränderungen im Darm kommt es zusätzlich zur Reduktion der für die Verdauung notwendigen Darmbakterien, andere die Verdauung schädigende Bakterien, die normalerweise nur in geringen Mengen im Darmtrakt vorkommen, können sich durch das veränderte Darmmilieu sprunghaft vermehren und so aus einer kleinen Verdauungsstörung eine schwere Infektionskrankheit entstehen lassen.

  • Deshalb sollte bei eigenen Erste-Hilfe-Maßnahmen immer wieder das Allgemeinbefinden des Tieres sowie die Körpertemperatur überprüft werden.
  • Wird der Kot mehr als 5 x täglich dünnflüssig abgesetzt, zeigt sich gleichzeitig zum Durchfall Erbrechen oder Fieber oder ist das Allgemeinbefinden gestört, sollte bald ein Tierarzt aufgesucht werden.
  • Erster Schritt zur Heilung: 1-3 Tage Fasten.
  • Danach wird mit der leichtverdaulichen Diät in vielen kleinen Portionen angefüttert.
  • Proteinquellen: Quark, Hüttenkäse, gekochte Eier, mageres, gekochtes Muskelfleisch.
  • Kohlenhydratquelle: Kartoffelbrei oder Reis.
  • Um die für die Verdauung wichtigen Milchsäurebakterien zu vermehren, empfiehlt sich die Gabe von Nestle LC 1 - Joghurt mehrmals täglich 1/2 - 1 Teelöffel.
  • Info: Durchfall bei Hund und Katze

13.9 Darmverschluß

Auch eine lebensgefährliche Erkrankung.

Ursachen: Durch Ineinanderschieben von Darmteilen (Invagination), durch Drehung oder Verschlingen von Darmteilen (Volvulus) oder durch eine Passagebehinderung durch Fremdkörper oder bei Welpen durch starken Wurmbefall wird eine Weiterbeförderung des Nahrungsbreies durch die verschiedenen Darmabschnitte verhindert.

Symptome: Appetitlosigkeit, Erbrechen und fehlender Kotabsatz.
Die Tiere sind apathisch, z.T. unruhig, stöhnen und einige Tiere zeigen eine typische "Gebetsstellung" (hochgestellte Hinterbeine bei liegenden Vorderbeinen) Gerade das Fehlen der Kotabgabe bei Erbrechen und schlechter werdendem Allgemeinbefinden sollte hier auf die richtige Spur weisen.

  • Eine Abklärung kann nur durch den Tierarzt mittels weitergehenden Untersuchungen, wie Röntgen, Kontrastmitteluntersuchung oder Ultraschall erfolgen.
  • Eine erfolgreiche Operation kann nur bei frühzeitigem Erkennen durchgeführt werden.

13.10 Verstopfung (Obstipation)

Ursache: Durch eine zeitlich verlangsamte Darmpassage wird immer mehr Wasser aus dem Nahrungsbrei entzogen.

Symptome: Trockener, harter Kot, vermehrtes Pressen und Nachpressen beim Kotabsatz.
Bei besonders schweren Fällen können die Symptome des Darmverschlusses (Schmerzen, gestörtes Allgemeinbefinden, Erbrechen) auftreten.
Bei leichten Fällen und bekannter Ursache (Fehlfütterung) kann die Behandlung eingeleitet werden.

  • Als abführende Mittel können bei diesen Fällen Milch (auch Dosenmilch), Rinderleber oder Speiseöl, Paraffinöl eingesetzt werden.

Jedoch können auch andere Erkrankungen Durchfall und Erbrechen auslösen. Bei Lebererkrankungen oder Bauchspeicheldrüsenentzündungen können diese Symptome als Hauptmerkmale auftreten.
Diese Symptome können zunächst als alleinige Symptome auftreten oder gekoppelt sein mit Störungen des Allgemeinbefindens oder Fieber.

  • Hier können nur labordiagnostische Untersuchungen helfen, den richtigen Weg einzuschlagen.

Auch Nierenerkrankungen, die mit Funktionsstörungen der Niere und verminderter Ausscheidung der harnpflichtigen Stoffe einhergehen, können durch die steigende Konzentration dieser für den Körper toxischen Stoffe zu Erbrechen führen.

  • Deshalb gilt bei allen Erkrankungen mit Durchfall oder Erbrechen, deren Ursache nicht auf einen Fütterungsfehler zurückzuführen ist und bei gestörtem Allgemeinbefinden der Rat, bald einen Tierarzt aufzusuchen und die Ursache abklären zu lassen.

13.11 Entzündungen der Analbeutel

Ursache: Das Drüsensekret wird pastös, schleimig-eitrig und kann nicht mehr durch den Ausführungsgang ausgeschieden werden.

Symptome: Anschwellung der Analbeutel, das Tier reagiert mit Schlittenfahren, Juckreiz und Belecken der Afterregion. Oft ist eine prall gefüllte Beule seitlich des After sichtbar.
Bei längerem Bestehen kann diese Beule aufplatzen und ein eitrig, stinkendes Sekret absondern.

  • Es sollte auf jeden Fall eine Entleerung und Abschwellung der Ausführungsgänge durch den Tierarzt durchgeführt werden.

Wir verweisen nochmals auf die Hinweise in den EH - Anmerkungen

weiter im Teil 2:.....   3  4  [5]  6  7 

 

Erste - Hilfe - Themen: