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Das große Zittern in der Silvesternacht

(in der Fastnachtszeit und die Gewitterangst)

Knallfrösche, Raketen, die durch die Luft zischen und am Himmel ein buntes Mosaik zaubern – für Menschen sind die Silvesterkracher ein festliches Ereignis, für Tiere bedeuten sie eine unkalkulierbare Bedrohung.

Böller und Schreckschusspistolen in der Fastnachtszeit verstärken die negativen Gefühle der Sylvesternacht. Grollt und donnert es dann im Hochsommer, die Panik und Erinnerungen keimen wieder auf.

Tiere mit einem hoch entwickelten Gehör, z. B. Katzen und Hunde, verspüren sogar Schmerzen bei sehr dumpfen oder schrillen Geräuschen. Der Geruch nach Verbranntem kann den Urinstinkt einer Bedrohung wecken und Panik auslösen. Oft genug hören wir von den Problemen unserer Patienten und deren Besitzer.

Wie kann ich mein Tier darauf vorbereiten?

Hunde sind durchaus in der Lage ängstigende Knallerei ertragen zu lernen.
Immerhin müssen Jagdhunde schussfest sein. Sie werden früh mit dem Schussknall konfrontiert und lernen schnell, dass dieses - für sie eigentlich unnatürliche - Erlebnis keine wirkliche Bedrohung darstellt.
Hunde sind unwahrscheinlich lernfähig!
Auch das Autofahren ist keine natürliche Fortbewegung unserer Tiere und doch lieben es die meisten, bedeutet es doch nach dem Fahrtende interessante Gerüche und neue Wiesen und Wälder zu erobern! Hier hat in den überwiegenden Fällen die positive Konditionierung, also das positive Erlebnis nach der Autofahrt, dazu geführt, dass der Hund die Autofahrt selbst mag.

Fatalerweise lernen aber viele Familienhunde falsch, wenn sie ohne jegliche Vorbereitung mit dem ersten Sylvesterknall konfrontiert werden - und ihre Menschen dann auch noch falsch reagieren.

Gut sozialisierte Hunde beobachten in Situationen, die sie selbst nicht überblicken können, einfach ihren "Rudelführer" Mensch.
Bleibt dieser dann ruhig und ignoriert die Unsicherheit des Hundes, fügt sich der Hund und akzeptiert die zwar unangenehme, aber unabwendbare Situation.
Er lernt: "Alles kein Problem, mein Boss bleibt cool, kann ja dann so gefährlich nicht werden...!"
Dies gilt auch im Wartezimmer des Tierarztes!

Leider neigen wir (hundsmäßig gesehen) zu falschem Verhalten:
Schwächere werden geschützt und Ängstliche getröstet.

Aus der Perspektive des unsicheren Hundes bedeutet diese übermäßige Zuwendung in einer Krisensituation jedoch:
"Die Situation ist noch viel ernster, sogar der Boss hat Angst.....!".
Der Hund lernt zusätzlich, dass sein ängstliches Auftreten zu zusätzlichen Belohnungen und Streicheleinheiten führt.
Ein guter Grund auch später mal zitternd in der Tür zu stehen, wenn Frauchen dann plötzlich doch Zeit für Streicheleinheiten hat oder ein Leckerli abfällt, wenn alle anderen Tricks vorher nicht geholfen haben....

Ängste oder Phobien neigen dazu, sich selbst zu verstärken.
Werden ängstliche Hunde bei jedem Silvesterfeuerwerk in ihrem falschen Verhalten bestärkt, zementiert sich diese Phobie zu einem echten Problem. Viele Hunde leiden dann körperlich um die Silvesterzeit, fressen nicht mehr, werden unsauber oder bekommen gar eine Zerstörungswut.

Rechtzeitiges Lernen ist das A und O. Der Welpe und auch der Junghund sollte lernen, in angstauslösenden Situationen so cool wie sein Boss zu bleiben.
Ideal ist, wenn Welpen in ihrer Prägungsperiode (8.-14. Lebenswoche) auch solche Erfahrungen wie Knallerei erleben und bewältigen lernen können.
Eine gute Welpenspielgruppe sollte dies ermöglichen.
Ein älterer Hund kann durch konsequente Erziehung zum Gehorsam und gründliche Sozialisierung Selbstsicherheit und gegebenenfalls durch schrittweises Heranführen an ängstigende Situationen lernen, auch damit fertig zu werden.
Zur Unterstützung gibt es eine Geräusch-CD zum Abspielen der auslösenden Geräusche.

Wie verhalte ich mich in der Sylvesternacht?

Beachten Sie bitte folgende Tipps:

    Die Gehege der Kaninchen, Hamster und Meerschweinchen möglichst nicht in die Nähe eines Fensters stellen. Dies gilt auch für Vogelkäfige.
    Ignorieren Sie ängstliches Verhalten des Hundes, da er sich sonst bestätigt fühlt.
    Alle Fenster geschlossen halten, damit wenige Geräusche in die Wohnung dringen. Gegebenenfalls Rollladen herunterlassen.
    Fernseher oder Musikanlage einschalten, um eine gewohnte Geräuschkulisse zu schaffen, die die Feuerwerkskörper übertönt.
    Eine vertraute Person sollte bei dem Tier sein.
    Ängstliche Hunde sollten an Tagen, an denen Silvesterkracher zum Einsatz kommen, beim Spaziergang nicht abgeleint werden.

Was kann ich tun wenn mein Tier bereits Probleme zeigt?

Zunächst gilt der Grundsatz, niemals das ängstliche Verhalten Ihres Tieres zu bestätigen.

Beruhigungspheromone oder Ergänzungsfuttermittel mit Aminosäuren natürlichen Ursprungs, Vitaminen und Mineralien können ängstlichen Tieren helfen, zu Silvester nicht in Panik zu verfallen.
Bitte lassen Sie sich in diesem Fall frühzeitig, also bereits einige Wochen vor Jahresende, beraten!

Beruhigungsperomone, wie wirken diese?

Pheromone sind an die Außenwelt abgegebene Hormone für die chemische Kommunikation zwischen Individuen derselben Art. Insekten, aber auch Menschen, Hunde und Katzen geben diese Geruchsstoffe ab und reagieren auf diese Stoffe. Sie sind sehr spezifisch für die jeweilige Art (Hund, Katze, Mensch..) und werden im Gegensatz zu anderen Geruchsstoffen unbewusst wahrgenommen und bewirken direkt das Entstehen von Emotionen und Stimmungen.

In der Tiermedizin stehen einige dieser Pheromone, synthetisch hergestellt, als Arzneimittel zur Verfügung und werden von Tierärzten zunehmend eingesetzt.
Allgemein gesagt lösen diese Beruhigungspheromone Ängste und Spannungen, beruhigen das Tier.

Bei Katzen kann man mithilfe dieses "Wohlfühl-Pheromons" die Eingliederung in eine ungewohnte Umgebung (Tierheim, neue Wohnung, neue Möbel) erleichtern und Verhaltensstörungen therapieren. So etwa das unerwünschte Harnmarkieren in der Wohnung oder Ängste und Stress mildern.
Wir benutzen diese beruhigende Wirkung von Pheromonen auf Katzen in der ungewohnten Situation im tierärztlichen Sprechzimmer.
Auch der aufregende Transport im Katzenkorb fällt derart behandelten Katzen wesentlich leichter.

Auch für den Hund gibt es diese Pheromone. Muttertiere sondern während der Säugeperiode sogenannte Beruhigungspheromone ab, die dem Welpen das Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit an der Mutterbrust vermitteln und angstlösend sowie stressabbauend wirken.
Diese Pheromone werden beim Hund auch zum Abbau von Ängsten und Stress in der Verhaltensmedizin benutzt.

Diese Pheromone als Verdampfer oder als Spray erhältlich können nach Rücksprache mit dem Tierarzt nebenwirkungsfrei eingesetzt werden.

Für starke Phobien mit Panikattacken werden nach den neusten Erkenntnissen in der Veterinärmedizin angstlösende und stabilisierende Psychopharmaka eingesetzt.
Diese Medikamente können jedoch nur nach eingehender Beratung und Indikationsstellung verschrieben werden.
Zusätzlich sind verhaltenstherapeutische Übungen zum Konditionen gegen die Angstauslöser notwendig.
Diese Medikamente und Übungen müssen über einen gewissen Zeitraum durchgeführt werden.

Immer wieder werden wir nach der "Pille für die Silvesternacht" gefragt.
Diese Medikamente sollen nicht mehr angewendet werden, denn neue Untersuchungen haben gezeigt, dass die Tiere zwar "angedröhnt" in der Ecke liegen, die Geräusche aber leider umso lauter wahrgenommen werden. Für diese Nacht ist das Tier zwar still, aber die Ängste werden durch die überlaute Wahrnehmung beim nächsten Mal umso stärker. So bilden sich die Panikattacken aus!