Madeira – Motorradfahren auf der Blumeninsel
Meine Neugierde war
durch eine Anzeige in der Motorradzeitung „Motorrad & Reisen“ geweckt. Dort
wurde eine Woche organisierte Motorradtouren auf der Insel inklusive Hotel
beworben. Geht das überhaupt? Motorradfahren auf dieser Insel, die ja schon
allein durch ihre Blumenpracht zum Besuch lockt.
Strelitzen über Funchal |
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Schnell waren die
ersten Informationen durch das Internet gefunden, ein Freund sagt noch:
„Ja, da war ich auch schon! Die Insel ist toll zum Motorradfahren!“
Also wurden die Recherchen ernster.
- Wann fliegen welche
Fluggesellschaften, welche Motorräder gibt es dort zu leihen, denn
eins war gleich klar:
- „Sunny“ muss leider zuhause
bleiben, Madeira ist für Touristen nur durch die Luft erreichbar,
einen Seeweg gibt es nur mit Verladen auf einem Frachtschiff, viel zu
umständlich und teuer, dementsprechend ist Madeira auch eine
„Wohnmobil – freie - Zone“.
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Über die Homepage der
Motorradvermietung Magoscar (www-magoscar.com),
die auch Hotelunterkünfte vermittelt, gab es regen Mailkontakt, bis
Wunschtermine mit Hotelreservierung und Wunschmotorrad übereinstimmten.
Familie Kutz betreiben als deutsche Auswanderer die Auto- und
Motorradvermietung auf Madeira bereits seit 15 Jahren, so konnten kleine
Unstimmigkeiten in der Anzahl der Miettage und der Termine per Mail auf
Deutsch geklärt werden.
Also zur
nächsten Homepage, der von Condor.
Condor fliegt
Mittwochs von Frankfurt direkt (!) nach Madeira, das passt.
Hinflug am
Nachmittag, der Rückflug dann eine Woche später Mittwoch abends zurück. Auch
günstig, denn so verliere ich nur den ersten Urlaubstag mit der Anreise und
habe den letzten Tag noch auf der Insel bis zum Abflug abends. Doch die
Flugkosten lassen mich zunächst stutzen. Ich bin gewiss kein Vielflieger,
mit dem Auslandseinsatz der Rettungshundestaffel im Jemen gerade mal
zweimal mit einem großen Flieger in der Luft, und jetzt dieser Preis? Was
habe ich übersehen? Bei allen Internetrecherchen zur Insel werden Flugkosten
von ca. 450 Euro angegeben. Meine gewünschten Flugtermine ergeben 79,- Euro
Hinflug + 99,- Euro Rückflug, zuzüglich der Flughafengebühren sind das 248,-
Euro. Habe ich etwas übersehen? Wir finden nichts, also drücke ich den
Buchungsbutton. Die Bestätigung kommt schnell, ja, ich habe im November
meinen Madeiraurlaub gebucht und kann mich den gesamten Winter darauf
freuen! Ich habe die Angebote im nächsten halben Jahr immer mal abgerufen,
so billig wie mein Flug wurde es nie mehr, aber bedeutend teurer (bis zu
350,- E pro Flug!).
Reiseliteratur und der
Aufbau der Wegpunktedatei für mein Navi Zumo beschäftigen mich die
kommenden Monate. |
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Bleibt noch der Punkt
Motorradausrüstung.
Das Gepäck bis 20 kg ist bei der Fluggesellschaft
frei, also was nehme ich mit und wie? Ich entscheide mich schnell, auch
auf Madeira mit Schutzkleidung und nicht in Jeans zu fahren. Meine
Motorradstiefel tausche ich gegen meine Wanderstiefel, denn die Natur
lockt ja schon zum Erkunden der Insel. Der Rest der Schutzkleidung geht
komplett mit. Hose, Jacke, Helm (im Handgepäck), Handschuhe.
Und wie orientiere ich mich auf der Insel?
Ein neues Navi,
gut und schön, leider ohne ausreichendes Strassennetz von Madeira. Also
wieder mit der guten Karte, doch wohin auf dem Motorrad? Die
Leihmotorräder sind nur mit einem Topcase ausgerüstet.
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Jardim Orchid - Orchideenschau |
Der Tankrucksack von
Sunny passt nicht, aber das Kartenfach nebst Lenker- und Tankbefestigung
wandert auch in den Koffer. Zumo kommt auch mit, er kann die Tracks
aufzeichnen, so kann ich später leichter die Tagestouren schreiben und
eine Wegpunktedatei kann auch nicht schaden und wird vor Ort erweitert.
Ja, so geht es
Mittwochs an den Flugschalter, Gepäck wird gewogen und entspricht den
Vorgaben, ich gehe langsam zur Personenkontrolle. Mein Handgepäck mit dem
ungewöhnlichen, runden Umriss auf der Mattscheibe interessiert schon die
Kontrolleurin, aber mit Blick auf meine Motorradjacke, die ich um
Gepäckgewicht zu sparen genauso trage wie meine Wanderstiefel, lässt sie den
Helm mit darin verpackten Foto und Navi erkennen.
Warum schreib ich
soviel über die Vorbereitung? Das langweilt nur und das Bepacken von Sunny
habe ich früher auch nie beschrieben?
Nun, ich weiss, dass
einige Freunde auf diesen Bericht warten und auch andere noch Tipps suchen,
weil sie selbst nach Madeira wollen und auch für diese ist dieser Bericht
gedacht.
Die Boing 757 wartet
an einem Platz ausserhalb der Gangways, der Transport mit dem Bus geht
zügig, ich habe einen schönen Fensterplatz auf der rechten Seite und da der
Flieger nicht ausgebucht ist, bleibt genügend Platz, dass wir nicht wie die
Heringe in der Dose den 4 Stunden Flug aushalten müssen. Der Abflug
verzögert sich etwas durch den stürmischen Wind, es ist nur eine Startbahn
gen Osten freigegeben und so reihen sich die Maschinen nacheinander auf die
Wartepositionen ein. Es geht los! Der Flieger schaukelt gewaltig im Wind,
der Blick durch das Fenster auf das Rhein-Main-Gebiet lässt es erst richtig
wirken. Dann dreht unsere Maschine ab und fliegt den Rhein hinauf , über die
Eifel und später die Atlankikküste entlang. Einem herrlichen Sonnenabend
entgegen.
Landebahn Madeira |
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Der Kapitän
verspricht uns die verlorene Zeit wieder einzuholen, der Service und das
Essen sowie zwei Freigetränke lockern die Zeit auf. Ich lege noch mal meine
Portugiesisch-Kauderwelsch-CD in den CD-Player und döse dahin. Zur Landung
heisst es dann wieder Sitze gerade, anschnallen. Madeira hat ja eine
besondere Landebahn, sie war für die großen Flugzeuge zu kurz geworden und
wurde 2000 mit Stelzen über das Meer verlängert. Durch den weiterhin böigen
Westwind schwebt / schaukelt die Maschine über den Nordostzipfel der Insel
heran. Die Häuser von Canical und von Machio sind auf meiner rechten Seite
sichtbar.
Queimado mit seinen
Häusern am Hang erscheinen oben – unten – oben mit nur wenigen Metern
Abstand zu unseren Tragflächen, der Flieger ächzt und ich schaue lieber
nur noch auf den Bordmonitor, da sieht die Landung gleich viel einfacher
aus als mit dem Blick zum Fenster hinaus. |
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Kaum das Geräusch der
aufsetzenden Räder schon folgt der Bremsvorgang, die Landebahn ist immer
noch reichlich kurz und, wie man später sieht, endet sie mit einem 20
Meter tiefen Hang direkt an der Autobahn.
Die Autobahn umfliesst den
Flughafen förmlich von drei Seiten, zunächst rechts am Hang zwischen
Häuser und Landebahn eingezwängt, dann unter den Stelzen hindurch auf
die Meerseite um vor der Landebahn wieder mit einer Rechtskurve nach
Santa Cruz und weiter nach Funchal zu führen. Nichts für schwache
Flugnerven!
Ausgecheckt ist
schnell und im Ausgangsbereich warten schon Mitarbeiter von Magoscar mit
ihrem Schild um uns abzuholen. Frau Kutz nimmt mich gleich mit zum Büro, so
können wir direkt den Mietvertrag abschliessen und einen Termin zur
Motorradübergabe am kommenden Morgen vereinbaren. |
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Landebahn Madeira
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Dann bringt sie mich zum
Hotel Vila Ventura, einem kleinen Partnerhotel, auch mit deutschstämmigen
Eigentümern. Das Zimmer ist sauber mit ausreichendem Luxus, besitzt einen
Balkon und eine kleine Kochnische. Schnell bin ich umgezogen, erkunde die
nähere Umgebung von Canico de Baixo und beschliesse den ersten Abend im
hauseigenen Restaurant bei Espada, dem schwarzen Degenfisch, und
portugiesischem Wein; der Begrüßungstrunk, ein vinho da madeira, war auch
lecker!
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