Dr. med. vet. Kristine Hucke, prakt. Tierärztin
Dotzheimer Str. 135a, 65197 Wiesbaden
Telefon: 0611 / 48908
 
 

Home

Begrüßung

Praxisteam

Leistungen

Sprechzeiten

Aktuelles

Infos

Sitemap

Motorrad

Datenschutz

Impressum

weitere Info zum Thema:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Zum Anfang

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Motorradtour 2008

Erzgebirge / Sächsische Schweiz

1.Tag: Unterfranken - Göltzschtalbrücke - Grünhainichen - Olbernhau

 

Start in Wiesbaden

  Ich habe lange überlegt, ob ich diesen Bericht schreiben soll. Bereits am ersten Tag hatte ich ein doch noch lange in meinem Gedächtnis bleibendes Erlebnis, nach einigen Gesprächen mit guten Freunden und auch mit meinem Bruder, bin ich bereit dazu.

Herbsturlaub, klasse, nur wohin für eine Woche? Das Erzgebirge hatte ich ja schon einmal mit regnerischen Tagen und Kühle erlebt, also ein zweiter Versuch für diesen Teil von Deutschland und da es genügend Tage sind gleich auch weiter in die Sächsische Schweiz. Motorrad fahren, wandern aber auch ein Besuch in Dresden waren meine Wünsche.


Und wenn es nur regnet? OK, die Prognosen waren nicht besonders berauschend, zwei Fachbücher waren dann auch dabei, nur so zur Vorbeuge, falls es wirklich arg feucht werden würde....
 

     
Los ging es morgens mit einer wenn auch frischen so doch einladenden Morgensonne in Wiesbaden, schnell das Rhein-Main-Gebiet umkurvt und durch den Spessart und Unterfranken Richtung Hof. Wieder ein Stück Autobahn, diesmal mit Hagelkörnern, irgendwie mag mich das Erzgebirge nicht sonderlich. Zum Glück nur kurz, dann bin ich der dunklen Wolke entkommen, Blinker setzen zum 1. Highlight, der Göltzschtalbrücke.

Sie liegt auf der nördlichen Seite der A 72 und lädt zu einer Unterbrechung der Anfahrt ein. Die 1850 erbaute größte Ziegelsteinbrücke der Welt erinnert an die römischen Aquädukte, die ich schon gesehen habe, Pont du Gard zum Beispiel, aber auch im Aostatal in diesem Frühjahr, das Aquädukt von Pondel. Der Roman „Pompeji“ von Robert Harris kommt mir in den Sinn, nach dem Besuch von Vesuv und Herculaneum war es ein klasse Roman.
 

 

Götzschtalbrücke

     

Spanziehmühle

  Dann geht es noch ein Stück über die A 72, in Stollberg tauche ich in das hügelige Erzgebirge ein. Durch baustellenbedingte Umleitungen mit zig Kilometer Umwegen verzögert sich die Fahrt, klasse Strassen ohne Frage, aber so langsam wird es doch herbstlich, frisch.

Mein Zwischenziel ist Grünhainichen, das kleine Spielzeugmacherdorf. Nicht nur nur die grossen Spieldosenhersteller, nein viele kleine Holzwerkstätten gibt es hier. Mich zieht es zur Spanziehmühle, hier soll ein kleines Museum sein, das die traditionelle Spandosenherstellung zeigt. Einmal die engen, steilen Strässchen runter und wieder hoch und schon parkt Sunny direkt vor der Mühle. Es wirkt geschlossen, aber eine Familie sitzt im Gastraum. Ein Kännchen Kaffee, ein Stück hausbackenen Kuchen, hmm, das erwärmt nicht nur die Temperatursensoren. Frau Grimm zeigt mir ihre Werkstatt und Verkaufsstube, ein Holztierchen muss ich kaufen, logisch.

So wechselt ein kleines Schweinchen den Besitzer, gut verpackt in viel Papier verstaue ich es im Tankrucksack. Ach, Schweinchen, dabei lässt Du mich noch etwas fluchen, fällt doch die Reiseliteratur und das letzte Butterbrot zu Boden und zu allem Überfluss auch noch die Linsenabdeckung der Kamera. Bin ich heute duselig, denke ich noch bei mir, sonst passiert mir das nie!

     
Weiter geht es die letzten 25 km zum Hotel Saigerhütte in Olbernhau, einem Tourenfahrerhotel.
Aber ich komme nicht mehr zum beschwingten Fahren, irgendetwas bremst mich. Auf einer prima ausgebauten kurvenreichen Strecke fährt ein blauer Kombi 300 m vor mir, eigentlich etwas zum „Einfangen“ und Kurventragen lassen. Nein, ich mag nicht schneller fahren.


Ich komme um eine Linkskurve und .... die Welt scheint stumm und stillzustehen. Ich bremse abrupt ab und stehe vor einem Trümmerfeld auf der Strasse, ein weisser Lieferwagen steht 50 m vor mir, der blaue Kombi ist nicht mehr in meiner Sichtweite. Blick in den Rückspiegel, keiner rauscht von hinten heran, Warnblinklicht an, ich parke am Strassenrand und sehe dann auch die Ursache der Trümmer, ein verunfallter blauer PKW rechts von mir unten in der Böschung zwischen den Alleebäumen. Aus dem Lieferwagen kommt der Fahrer sowie zwei weitere Personen kommen mir entgegen. Die Erste-Hilfe-Regeln schwirren mir durch den Kopf und allerlei anderes, weniger wichtiges, auch. Der Lieferwagenfahrer hat ein Handy in der Hand, ich rufe ihm zu, er möge die Polizei verständigen.

 

Tourenfahrerhotel "Saigerhütte"

     

Saigerhütte

  Ich sehe die Fahrertür, mit der die Reste des PKW’s eigentlich erst beginnen, der gesamte Motorraum ist zerfetzt und liegt überwiegend in Einzelteilen auf der Strasse. Und ich sehe einen Arm herausschauen, steige zu dem Wrack hinunter. 30 + 2, schiesst es mir durch den Kopf, doch ob das hier noch eingesetzt werden kann. Schitt, meine Einmalhandschuhe sind im Tankrucksack, zu spät zurückzugehen, ich gehe weiter, die anderen stehen fassungslos und hilflos auf der Strasse. Mein letzter hoffnungsvoller Gedanke: „Du, das ist eine Puppe, nur eine Übung, die wollen Dich testen, ob Du was unternehmen würdest“ zerplatzen, als hinter mir im Dorf die Sirenen losheulen. Nein, es ist real. Kein Puls fühlbar und auch kein Blut sichtbar, ich schiebe den Airbag zur Seite, ein fahles Gesicht, auch kein Puls, keine Möglichkeit die Tür zu öffnen. Die immense Wucht, mit der der PKW gegen den Alleebaum geprallt ist, ist von hier beeindruckend sichtbar, der Baumumfang hat das vordere Teil bis in Höhe des Schalthebels eingedrückt. Nein, hier kann keine Erste-Hife-Massnahme helfen, doch bin ich froh im letzten Frühjahr meine Kenntnisse aufgefrischt zu haben, 30 +2, dies ist die neue Formel der Wiederbelebung, erst 30 x Herzmassage, dann 2 x beatmen!
 
     
Nun sehe ich auch den zuvor vor mir gefahrenen blauen Kombi vor dem Lieferwagen stehen, er war es nicht, sondern es war ein entgegenkommendes, ebenfalls blaues Auto gewesen, der quer über die Fahrbahn in den Baum gerast ist und mir werden die Ereignisse an der Spannziehmühle und das verhaltene Fahren danach wieder bewusst.
War es Zufall? Ist das Schweindl ein Glücksschwein?
Hat mein Schutzengel mich an der zügigen Weiterfahrt mit all den heraus gefallenen Sachen gebremst?
War es Gottes Wille? Ich bin froh nicht zwischen Auto und Baum geraten zu sein, ein Ausweichen wäre niemals möglich gewesen, aber auch froh nur Ersthelfer und nicht Unfallaugenzeuge gewesen zu sein, diese Bilder des Aufpralles, diese Geräusche müssen noch schwieriger zu bewältigen sein als mein Erlebnis. Das Schweindl hat den Herbst im dunklen Tankrucksack als Talisman gelebt, nun steht es im Regal bei all den anderen Mitbringsel meiner Touren.

Warum ich diesen Teil geschrieben habe? Ich habe lange überlegt, glaube aber so alle Leser am ehesten zu einer Ersten-Hilfe-Auffrischung bewegen zu können.

38-----

Kirche Olbernhau

 

     

 

    © 2000 - 2010 Text und Bilder: Dr. med. vet. Kristine Hucke, Wiesbaden