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Anthroposophische Tiermedizin

Der Gründer der Anthroposophie, Rudolf Steiner (1861 bis1925), hat am Anfang des 20. Jahrhunderts bereits erkannt, dass ein Lebewesen mit dem ihm eigenen Seelenleben besonderen Gesetzmäßigkeiten unterliegt, die den physikalisch-chemischen Vorgängen im Körper übergeordnet sind und auf diese einwirken. Demnach ist die Gesundheit von Seele und Geist für die körperliche Gesundheit maßgeblich.

Was versteht man unter anthroposophischer Tiermedizin?

Anthroposophische Tiermedizin hat ihren Ursprung in der anthroposophisch erweiterten Humanmedizin, die heute weltweit in Arztpraxen, Krankenhäusern und Pflegeheimen erfolgreich praktiziert und weiterentwickelt wird. Anthroposophische Tiermedizin beinhaltet sowohl Krankheitsvorbeuge durch artgerechte Tierhaltung und Ernährung, als auch die Therapie mit Heilmitteln natürlichen Ursprungs. Da der Mensch oft ursächlichen Anteil an der Erkrankung des Tieres hat, widmet man der Mensch-Tier-Beziehung in ihrer Bedeutung für Krankheit und Heilung besondere Aufmerksamkeit.
Nach anthroposophischen Erkenntnissen arbeitende Tiermediziner berücksichtigen die unterschiedlichen Lebensbedingungen und seelischen Bedürfnisse der verschiedenen Tierarten und versuchen, das für Hund, Katze, Pferd oder Rind Wesensgemäße zu erkennen. Man geht davon aus, dass das sich in der Befindlichkeit des Tieres ausdrückende Seelenleben sowohl beim Erkranken als auch beim Heilen die Schlüsselrolle spielt. So wird zum Beispiel das Wohlbefinden des Rindes viel stärker von Fressen und Verdauung bestimmt als das des Kaninchens, das durch seine wachen Sinne die Umwelt ganz anders wahrnimmt. Entsprechend unterschiedlich sind die sie aus ihrem gesundheitlichen Gleichgewicht bringen und die therapeutischen Maßnahmen, die zur Harmonisierung eingeleitet werden müssen.

Wie wirken anthroposophische Heilmittel?

In der anthroposophischen Medizin werden Heilmittel eingesetzt, die nach speziellen pharmazeutischen Herstellungsverfahren zubereitetet werden. Zum Teil sind diese Verfahren denen in der Homöopathie ähnlich. Es werden nur natürliche Substanzen verwendet, die von Pflanzen, Tieren und Mineralien stammen. Die Wahl der Heilmittel erfolgt aus der Erkenntnis, dass sich Pflanzen, Tiere und die mineralische Welt gemeinsam und in Wechselwirkungen entwickelt haben. Viele Zubereitungen enthalten deshalb Bestandteile aus allen drei Naturreichen. Sie sollen den erkrankten Organismus auf verschiedenen Ebenen dabei unterstützen, in das ursprüngliche gesunde Gleichgewicht zurückzufinden. Anthroposophische Heilmittel regen die Selbstheilungskräfte des Organismus an. Es kommt zur Harmonisierung zwischen den verschiedenen Bereichen im Organismus: seinem seelischen Empfinden, seinem Stoffwechsel und dem physischen Leib.
Eine Spezialität der anthroposophischen Medizin sind die Organpräparate, die aus gesunden tierischen Organen hergestellt werden.

Grundlage für die Therapie mit Organpräparaten (Organotherapie) ist die Annahme, dass einem gesunden Organ spezifische Funktions- und Bildekräfte (Informationen) innewohnen, die sich durch ein speziell hergestelltes Organpräparat auf das kranke Organ übertragen lassen und diesem helfen, sich zu regenerieren. Das anthroposophische Organpräparat übernimmt sozusagen Vorbildfunktion für das erkrankte Organ. Tatsächlich wurde mit wissenschaftlichen Untersuchungen nachgewiesen, dass mittels Injektion in den Körper gelangte Organpräparate ihren Weg in das erkrankte Organ finden: Das Organpräparat aus Lebergewebe findet den Weg zur Leber des Patienten und so weiter. Mehr noch: Sogar mit den Organpräparaten kombinierte Arzneibestandteile pflanzlichen und mineralischen Ursprungs können so effektiver in das erkrankte Organ gelenkt werden. Das Organpräparat wirkt als Leitschiene. Je nach Art ihrer Herstellung (Potenzierung) können Organpräparate bei chronischen oder akuten Erkrankungen eingesetzt werden. Sie wirken entweder anregend, regenerierend oder dämpfend auf Schmerz und Entzündung.

 

Tipp: Eine antroposophische Therapie kann nur dann gut helfen, wenn Haltungsbedingungen, Ernährung und Umgebung optimal gestaltet sind.

 

Wann können anthroposophische Heilmittel helfen?

Sie sind als krankheitsvorbeugende Maßnahme geeignet, zur Therapie von Befindensstörungen, und sie geben dem chronisch erkrankten Organismus Hilfestellung bei der Überwindung seit langem fehlgesteuerter Prozesse. Sie stärken bei schweren Erkrankungen begleitend zur Schulmedizin insbesondere die Lebens und Seelenkräfte, die bei der Heilung die wesentliche Rolle spielen.

Dauer einer Behandlung mit anthroposophischen Heilmitteln

Akute Krankheiten, etwa eine Erkältung, Blasenentzündung oder eine infizierte Wunde, werden in der Regel mit entsprechenden Heilmitteln zwei- bis dreimal täglich während sieben bis zehn Tagen kuriert. Wenn krankmachende Bedingungen ein Organsystem langfristig geschwächt haben und die Lebenskräfte erschöpft sind, muss mit entsprechend längerer Therapiedauer gerechnet werden. Auch seelische Spannungen können Organfunktionen schädigen („das geht mir an die Nieren, …ist mir über die Leber gelaufen"). Hier ist die Beseitigung äußerer, krankmachender Faktoren Voraussetzung für eine Heilung und darüber hinaus die Harmonisierung seelischer Funktionen und entgleister Organtätigkeit notwendig. Dies dauert meist mehrere Wochen.

Bei angeborenen oder erworbenen Schwächen, wie zum Beispiel einer Schilddrüsenkrankheit oder einer Schwäche des Immunsystems, ist es manchmal notwendig, Kuren von einigen Wochen in regelmäßigen Abständen zu wiederholen. Eine anthroposophische Behandlung der Nierenunterfunktion wird ältere Katzen oft für den Rest ihres Lebens begleiten müssen, weil die geschädigte Niere einer dauerhaften Unterstützung bedarf. Da anthroposophische Heilmittel praktisch keine Nebenwirkungen haben, sind sie grundsätzlich zur Langzeittherapie geeignet.

Anthroposophische Heilmittel werden heute in vielen Tierarztpraxen erfolgreich eingesetzt, auch ohne dass sich der behandelnde Tierarzt in die anthroposophische Tiermedizin vertieft hat. Die Fähigkeit, individuell am Tier das krankmachende Ungleichgewicht diagnostizieren zu können, kann aber nur durch lange Übung erlernt werden, besonders wenn es um das Wahrnehmen der geistigseelischen Kräfte geht, die den körperlichen Prozessen zugrunde liegen. Tierärzte, die auf diesem Übungsweg sind, treffen sich regelmäßig in einem Arbeitskreis der internationalen Gesellschaft für anthroposophische Tiermedizin (IGAT).

Dr. med. vet. Wilbert Beyer

Text und Copyright:
Informationsbroschüre der GGTM e. V. für Tierhalter - Naturheilkundliche Therapieverfahren
Ausgabe August 2014 , Seite: 58-60     www.ggtm.de
Gesellschaft für Ganzheitliche Tiermedizin e.V. (GGTM)
Die Gesellschaft für Ganzheitliche Tiermedizin e.V. (GGTM) wurde 1984, also bereits vor 30 Jahren, von naturheilkundlich tätigen Tierärzten gegründet. Es gab damals nur wenige Tierärzte, die mit Akupunktur oder Homöopathie arbeiteten, und die GGTM hatte sich das Ziel gesetzt, den kollegialen Austausch und die Ausbildung von Tierärzten in Naturheilverfahren zu fördern.

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