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Pharmafirmen treiben bewusst die Tierärzte zu erhöhtem Antibiotikaverbrauch!

Und am Schluss des Textes einen humorvollen Zukunftsbericht der Tierärzte (Lesen lohnt sich!)
Der Hintergrund:

Tierärzte müssen nach ihrer gesetzlichen Arzneimittelverordnung Medikamente benutzen, die für die entsprechende  Tierart (Katze, Hund, Pferd oder  Rind) zugelassen sind.
Die Kaskadenregelung beschreibt, dass nur bei nicht Vorhandensein eines entsprechenden Medikamentes ein für eine andere Tierart zugelassenes Medikament benutzt werden darf.
Humanpräparate, als letzten Schritt der Kaskade, dürfen erst angewandt werden, wenn es kein Medikament für Tiere gibt. Zuwiderhandlung bedeutet empfindliche Geldstrafen (meist mind. vierstellig!)
Weiterhin ist vorgeschrieben, geöffnete also benutzte Flaschen nach Herstellerangaben bzw. max  28 Tagen nach Anbruch zu verwerfen

Der aktuelle Fall:

Das einzige zugelassene  Langzeit-Amoxicillin-Präparat der Pharmafirma XYZ (Amoxicillin gibt es seit 1981 auf dem Markt, nebenwirkungsarm,  millionenfach benutzt und kein Reserveantibiotika der  Humanmedizin) ist auch für Katzen zugelassen.
Handelsware in 100ml Flaschen, gut geeignet für die Großtierpraxis, wir Kleintierpraktiker benötigen aber nur ca 0,5ml für eine Katze.
Kleinere Flaschengrößen werden trotz mehrfachen Wünschen der Kleintier-praktiker nicht angeboten, da unrentabel für Pharmafirma.
Amoxicillin wird in der Kleintierpraxis besonders als Alternative zur bekannt schwierigen Tabletteneingabe bei Katzen  bei fiebrigen Bissverletzungen eingesetzt. Bisher Haltbarkeit nach Anbruch ohne Einschränkung (also 28 Tage).
JETZT : Die Flasche ist SOFORT zu verbrauchen.

Ein Grund für die drastische Reduzierung der bindenden Haltbarkeits-Herstellervorgabe ist uns Tierärzten nicht bekannt, den meisten Kollegen fällt zunächst diese Anwendungseinschränkung auch nicht auf, da von Seiten der Pharmafirma nicht gesondert darauf hingewiesen wird. Bei den unangemeldeten Apothekenkontrollen kann dies aber empfindlich teuer werden.
Leider gibt es momentan auch keine Alternative zu diesem Präparat (eine Penicillin-produzierende Firma eines anderen Herstellers ABC ist im Herbst abgebrannt und auf Jahre ist kein Penicillin-Tiermedikament in Europa zu erhalten) mit Ausnahme eines ebenfalls vonunserer Pharmafirma XYZ hergestellten Antibiotika der 3. Generation, das als Reserveantibiotika der Humanmedizin nur bedingt eingesetzt werden soll. Dies gibt es in 4 ml Flaschen, Verfall 28 Tage nach Anbruch, aber 10-fach so teuer und wie geschrieben KEIN Allzweckantibiotika! Ein Schelm, der darin einen Zusammenhang sieht?

Fazit:

Bisheriger Verbrauch in der Kleintierpraxis 12 Flaschen des Amoxicillin-Präparates, da Restinhalt nach 28 Tagen verworfen werden muss.
JETZT : Bei 320 Arbeitstagen ca  300 – 320 Flaschen Verbrauch, da täglicher Verfall, obwohl vielleicht nur 0,5ml also 0,5% der Flasche verbraucht wurde, der Rest wird gesetzeskonform in die Umwelt entsorgt!
Es ist einfach den Tierärzten den erhöhten Antibiotikaverbrauch zuzuschreiben aber einer der Verursacher ist die Profitgier der Pharmafirmen, die nur ihren Vorteil  durch den erhöhten Absatz der Medikamente erzwingt!
Immer mehr Kollegen überdenken inzwischen ihren Berufswunsch, viele geben frustriert auf,
Burnout und Suizid ist bei Tierärzten leider, leider an der Tagesordnung!

In diesem Zusammenhang hat Kollege Stefan Gabriel aus Meschede in unserem Tierärzteforum  seinen Frust in eine leider nur auf erste Sicht humorvolle Weise beschrieben.

Ich danke ihm, dass ich dies hier veröffentlichen darf!

„Du hast Recht, daß das Problem der Konfektionierung von Medikamenten
bisher offenbar NIEMANDEN interessieren will.
Logisch, der Hersteller ist froh, daß er eine Zulassung für die 100er
Flasche hat, und er wäre blöd, Zulassungsmillionen für die Zulassung
desselben Saftes in einer 5 ml Größe zum Sofortverbrauch hinzublättern.
Und wir Tierärzte strampeln dafür, daß wir wenigstens irgendwas legal
erwerben dürfen....

Also wandert alles 28-Tage-regelmäßig oder sogar alltäglich auf dem Müll.
Schöne Antibiotikaminimierung !

Ich denke, das ist genau DER Punkt, auf den wir die Diskussionen immer
wieder bringen müssen:

Es ist ein Therapienotstand, dass man als gesetzestreuer
Kleintierpraktiker einfach nicht regelkonform arbeiten kann.
Will allen Ernstes jemand von mir verlangen, daß ich 320 Flaschen Amox
jährlich fast voll in den Müll kippe???

Es wäre, um Koll XXXXXX Anfrage aufzugreifen, ja schon eine
Hilfe, wenn man die Bußgelder dafür festsetzen und katalogisieren
könnte, dann weiß man vorher, was der jeweilige tägliche AMG-Verstoß
kostet. Meine Antibiotikaminimierung wäre dann vielleicht so, daß ich
den betreffenden Patienten, für den mir das zu riskierende Bußgeld zu
hoch ausfällt, mit freundlichen Worten des Bedauerns "umständehalber"
zum Nachbarkollegen überweisen könnte.

Andererseits gäbe es natürlich auch die Möglichkeit der
"Spezialisierung": Kollege A hält Delvosteron vorrätig, nimmt
Injektionen vor und vernichtet nach jeder Entnahme die Reste - alle
anderen Kollegen werden nicht kriminalisiert.

Kollege B macht noch Antibiotikabehandlungen, aber nur an ungeraden
Wochentagen, während Kollege C vermehrt mit dem Hildegard Accumulator
arbeitet(eine neue Version ist in Arbeit, bei der das Gerät in den
Behandlungstisch integriert wird..) Bei guter kollegialer
Zusammenarbeit (so wie im Notdienst bewährt) kann man so das Risiko der
überfallartigen Apothekenüberwachung deutlich reduzieren, indem man
ganze Gruppen von Medikamenten einfach nicht mehr vorrätig hält.

Schöne neue Berufswelt, der sich die Kollegen D bis S durch
Praxisaufgabe und vorgezogenen Ruhestand entziehen.
Leid tun mir nur die arbeitshungrigen Neuniederlassungen der Kolleginnen T bis Y, die diesen Schwachsinn fortan alltäglich regelkonform praktizieren müssen UND damit ihren Lebensunterhalt UND die Finanzierung der Praxis UND ihrer Rente erwirtschaften müssen.

Kollege Z ist übrigens ins Kloster gegangen und sucht dort den Sinn des
Lebens...

PS:

Wie man hört, praktizieren inzwischen etliche der Kollegen D bis S nach
Abschrauben ihres Praxisschildes und Verrentung in Kammer
(Inaktivenbeitrag) und Versorgungswerk nun ohne teure Lizenz einfach als
Tierheilpraktiker weiter und sind schlagartig mit ihrer Arbeit
zufrieden. Keine lästigen Kontrolle durch Kammer oder Aufsichtsbehörde,
keine atembeengende Fußfessel durch GOT oder AMG mehr. Sogar Großtiere
und auch Lebensmitteltiere dürfen auf einmal wieder problemlos behandelt
werden, die Freude der Tierhalter kennt einfach keine Grenzen mehr.
nahezu an jedem Wochenende wirbt ein Artikel in der Sonntagsbeilage des
Käseblattes mit den unvorstellbar guten Therapieerfolgen der Kollegin,
die am Telefon erfolgreich mit längst verstorbenen Heimtieren
kommuniziert, und das zur Freude der Tierhalter gegen Vorauszahlung eines
wirklich lächerlich niedrigen Honorars auf ein liechtensteiner Konto.
Ohne Mehrwertsteuer, Gewerbesteuer etc., weil: ist ja nicht von dieser
Welt, immateriell sozusagen.
wirklich genial: weil diese alternative Praxisführung auch garantiert
nebenwirkungsfrei ist, entfällt die teure Haftpflichtversicherung ebenso
wie der Arbeitsschutz, TÜV Überwachung, Brandschutzbegehung und
arbeitsmedizinische Betreuung.

Der Kollege Amtstierarzt kommt gern gelegentlich nach Anmeldung auf ein
Tässchen Ingwertee vorbei und bescheinigt guten Gewissens, dass in der
Heilpraxis keine verschreibungspflichtigen Medikamente oder gar
Antibiotika verwendet werden.

Die Drogenfahndung kam mal irrtümlich vorbei, weil auf dem Ebay-Paket
aus Pakistan das Wort "drugs" beim Zoll auffiel. Die Fachleute der
Drogenfahndung konnten sich aber auf der Stelle davon überzeugen, daß in
der Heilpraxis des approbierten Kollegen wirklich sehr professionell und
fachkundig mit Drogen aller Art umgegangen wird und sie entschuldigten
sich artig für den unnötigen und deswegen natürlich kostenlosen Einsatz.

Auch die Zolldienststellen wissen jetzt sicher, dass Pakete mit der
Aufschrift "medical drugs", "medical equipment" oder "nothing inside"
keine Gefährdung der Allgemeinheit darstellen, wenn sie an so derartig
kompetente Heiler verschickt werden. Sie können dann einfach zur
Entlastung der Behörden durchgewunken werden.

Ja, und die Tierhalter, die diese altmodischen Behandlungen wie
Entwurmungen oder Impfungen trotz eindeutiger warnender Forumsmeinungen
immer noch wollen?

Die lesen ein online-book und bestellen sich die Zutaten bei AMAZON und
EBAY. Das sind ja alteingesessene vertrauenswürdige Fachlieferanten, die
nur im Rahmen der geltenden Gesetze arbeiten und streng amtlich
überwacht werden. Zertifiziert natürlich.

Ja, und der Kollege L, der immer schon gern schwadroniert hat, hält
jetzt ständig ausgebuchte Kurse für Tierhalter bei der Volkshochschule: "Jetzt helfe ich mir selbst: Neue Knie, neue Hüften und Kaiserschnitte
für Anfänger und Fortgeschrittene". Das Motto dieser Kurse ist:
"Chirurgie ist gar nicht so schwer - wenn man erstmal drin ist, ist das
Ende meist schon nah!"...
Kollege L hat dicke Mappen mit dankbaren Zuschriften erfolgreicher
Kursabsolventen.
Er erklärt das so: "Früher, wenn ich einen Hund operiert hatte, kamen
täglich kritische Rückfragen: Der Hund frisst nicht, kuckt so, oder
kuckt so, liegt nicht vielleicht eine Nebenwirkung oder ein Kunstfehler
vor und wo kann man sich darüber beschweren???"

Heute erhalte er nur noch  Berichte über erfolgreiche Eingriffe.
Vermutlich weil die Operateure im Nachhinein dann doch irgendwann ihre
eigenen  Grenzen erkennen und sich Misserfolge selbst zuschreiben. Das
ist hart, aber gerecht...

Gelegentliche Nachfragen zu Wundheilungsproblemen, kleineren
Misserfolgen oder "...ich bin hier gerade an der Aorta und weiß nicht
genau, WELCHE Ader ich ligieren muss?" kann der Kollege dann seelenruhig
mit dem Hinweis auf weitere geplante Fortsetzungskurse im nächsten
Frühjahr beantworten. Dazu hat er auch extra einen
Notfall-Anrufbeantworter besprochen. Mit seichter, beruhigender
Hintergrundmusik. Ohne Aufsprechmöglichkeit. Ohne Rückruf, aber
gebührenpflichtig...

Huch. was kommen einem in der Fastenzeit für seltsame Halluzinationen....???"

 

Soweit die Zukunftsgedanken des Kollegen Gabriel, ich glaube da liegt leider ganz viel Wahrheit drin,
Tierärzte sind eine aussterbende Berufsgruppe,
aufgefressen durch Gängelungen der Gesetze,
egal ob Landes- Bundes- oder EU-Recht,
degradiert zum Hans-Wurst von vielen Tierhaltern,
geringe Einkommen, minimale Rente
für ganz viel Engagement für Ihr Tier!


Denken Sie daran, wenn Sie das nächste Mal Ihren Tierarzt besuchen!

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