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Mücken als Vektoren von schwerwiegenden Krankheiten bei Hund und Katze

So klein und doch so gefährlich –
Wer das Risiko kennt, kann sich und sein Tier besser schützen!

Einleitung

Sandmücken (Phlebotumus spp)

Gefährdete Reisezeit

Leishmaniosekrankheit bei Mensch, Hund und Katze

Was können wir tun? Schutz im und nach dem Urlaub

Warum so oft auf Leishmaniose testen?

Stechmücken (Aedes, Anopheles, Culex) - Überträger von Herzwürmern

Stechmücke beim Saugen

Wer kennt sie nicht, diese kleinen summenden Biester, die einem den Schlaf rauben und morgens ihren Erfolg mit einer juckenden Rötung hinterlassen.
Aber nicht nur unsere deutschen Stechmücken sind zu beachten, diese geben beim Stich ein Eiweiss in die Wunde ab, das zum Juckreiz führt.
Ein gesundes Immunsystem kann die möglichen Bakterien bei diesem  Stich recht gut eliminieren.  Schlimmer wenn wir dem Juckreiz nachgeben, uns kratzen und so eine Infektion entsteht.

Schlimmere Auswirkungen für uns Menschen und für die Tier haben die Stiche der südeuropäischen, afrikanischen und asiatischen Stechmücken und Sandmücken. Diese sind als Vektoren, also als Überträger von anderen Krankheitserregern beim Stich so gefährlich.

Durch unsere weltweite Klimaerwärmung weitet sich das Gebiet der Überträger immer weiter aus, Experten sprechen von ca  200km pro Jahr gen Norden. Es ist also nur noch eine Frage der Zeit wann diese Mückenarten hier bei uns heimisch sind.
Weltweit gibt es über 3500 verschiedene Stechmückenarten, da klingt die Zahl von >100 für Europa ja fast noch beruhigend gering, ist es aber nicht!


Sandmücken (Phlebotumus spp)

Sandmücken sind im  Mittelmeerraum, Südeuropa und Nordafrika beheimatet, seit 1999 auch schon in Deutschland, wenn auch nur Einzelexemplare in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz) gefunden worden.
Vermutete man damals durch die Nähe zu Flughäfen und Militärbasen eine zufällige Einschleppung, so weiss man heute, dass sie sich durch das Rhonetal, Vogesen und Schweizer Jura und Elsass nach Norden in die Oberrheinische Tiefebene ausbreiten werden.
Die erforderliche Jahresdurchschnittstemperatur von > 10 Grad Celsius ist in dieser Region schon erreicht. Sie können sich sehr gut an unsere Umwelt anpassen, während Insekten und Bestäuber insgesamt rückläufig sind, steigt die Zahl der Schadinsekten durch die Klimaerwärmung deutlich an.

Sandmücken übertragen den  Leishmaniose-Erreger auf Mensch, Hund und Katze. Sticht die Sandmücke ein infiziertes Tier oder Mensch, nimmt es beim Blutsaugen den Erreger auf und gibt ihn beim nächsten Stich wieder weiter. Man rechnet mit einer sehr hohen  Verseuchung der Sandmücken im Mittelmeerbereich (>90%) und von dort ausbreitend dem mediterranen Klima folgend.

  • Sandmücken sind mit 2-3 mm sehr klein und deshalb windanfällig, weshalb keine unmittelbare Gefahr an der Küste bzw am Strand besteht.
    Viele Touristenunterkünfte sind aber etwas vom Strand entfernt, ab der 2./3.Häuserzeile sind schon Sandmücken vorhanden,
  • Sie fliegen in Bodennähe, deshalb sind Unterkünfte für Hundebesitzer ab 2.OG zu empfehlen.
  • Sandmücken sind dämmerungs- und nachtaktiv, keine nächtlichen Spaziergänge mit Hunden und schon gar kein abendliches Verweilen im Garten oder Restaurant mit Hund, denn die Sandmücken lieben ruhig liegende oder schlafende Opfer
  • Sandmücken reagieren auf Licht im Wellenbereich Gelb bis Orange, Glühleuchten sollten wenn möglich durch Energiespar- oder Neonlampen ersetzt werden.
  • Sandmücken haben riesige Facettenaugen, beobachten ihre Opfer und landen dann bei Ruhe, beliebter Saugplatz beim Hund der Nasenrücken und die Ohrränder und  dort wo die Haut dünn ist, sie saugen etwa 3 Minuten Blut und geben erst am Ende ein Toxin ab,  der Stich bleibt deshalb zunächst unbemerkt.

Gefährdete Reisezeit

Die Hauptrisikoperioden: Mitte August – Ende September (grundsätzlich Mitte Mai-Ende Oktober) in Südeuropa, klar unsere liebste Reisezeit!

Durch das Fortschreiten der Ausbreitungsgebiete und dem Import vieler Leishmaniose- Trägerhunde (positiver Leishmaniose-Test aber keine Krankheitssymptome) durch Tierschutzorganisationen und Privatpersonen wächst auch in Deutschland die Gefahr der Leishmanioseerkrankung des Menschens und der hier lebenden Hunde und Katzen, durch das Erregerreservoir der etwa inzwischen auf über 100.000 infizierten in Deutschland lebenden Hunde, Zahl steigend!
Es fehlt nur noch der Vektor, die Sandmücke, aber sie wird nicht mehr lange vor unseren Grenzen Halt machen.

Leishmaniosekrankheit bei Mensch, Hund und Katze

Beim Menschen verläuft die Erkrankung bei 80 – 95 % der Betroffenen symptomlos, gefährdet sind aber vor allem Kinder unter 5 Jahren (auch im Urlaub!) sowie immunsupprimierte oder durch Krankheiten wie HIV geschwächte Menschen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rechnet derzeit mit über 2 Millionen neuinfizierter Menschen jährlich weltweit. Laut WHO ist die menschliche Leishmaniose die drittwichtigste durch Vektoren (hier Sandmücke) induzierte Erkrankung, nach Malaria und Schlafkrankheit.

Beim Hund gibt es eine Hautform der Leishmaniose, jeder hat schon die Bilder dieser „räudeartig“ aussehenden Hunde gesehen. Eine weitere, die viszerale Form, kommt zunächst unscheinbarer mit Leistungsschwäche, Apathie, Fieberschüben, Lahmheiten und endet oft mit einem Nierenversagen.

Auch die Katze kann an einer Leishmaniose erkranken, selten sind klinische Zeichen sichtbar, aber 50% der mediterranen Katzen sind Träger von Leishmanien und somit wiederum ein Reservoir für die Sandmücken und die Verbreitung der Krankheit.

Was können wir tun?
Einen 100% igen Schutz gibt es leider bei keiner Empfehlung.

Schutz im Urlaub in Südeuropa:

  • Repellente, also insektenabwehrende  Medikamente als Spot on um einen Sandmückenstich zu verhindern, muss schon vor der Reise aufgetragen und gegebenenfalls wiederholt werden
  • keine Spaziergänge / Aufenthalte nach Eintritt der Dämmerung in windstillen Bereichen
  • Unterkunft ab 2. OG wählen
  • Nachts zusätzlicher Insektenschutz durch Mosquitonetze, hier ein Beispiel mit sehr viel Befestigungsmaterial:
  • vorbeugende Leishmaniose-Behandlung / - Impfung

Nach dem Urlaub:

  • Überprüfung ALLER Urlaubs- und Tierschutzhunde 1 Monat sowie 6 und 12 Monate nach Rückkehr auf Leishmaniose!

Warum so oft auf Leishmaniose testen?

Leishmanien haben eine lange Verweilzeit in Zellen und verstecken sich so vor ihrer Entdeckung!
Leishmaniose kann nicht geheilt werden, nur die Symptome, die auch erst nach einem Jahr auftreten können, gelindert werden.
Ohne Therapie verläuft die Erkrankung durch ein finales Nierenversagen tödlich.

Enttarnen von Leishmaniose-Trägerhunden

ABER genauso wichtig ist es Träger der Leishmaniose zu entdecken und zu enttarnen!
Diese Hunde müssen lebenslang mit einem repellenten Spot on behandelt werden um unserer hier lebenden Menschen , Hunde, Katzen vor einer Infektion zu bewahren. Die Leishmanien sind bereits in 100.000 Hunden hier in Deutschland, die Sandmücke ist auch bald hier!

Stechmücken (Aedes, Anopheles, Culex)

Stechmücken leben ebenfalls in den Anrainerstaaaten des Mittelmeeres wie Portugal, Spanien, Frankreich, Italien, Ungarn, Slowakei Rumänien, Griechenland, aber auch Türkei und in Nord-Afrika.
Sie können Überträger von  Dirofilarien (Herzwürmern), Malaria, Tularämie oder West-Nil-Virussein.
Sie entwickeln sich bei Temperaturen über 14 Grad. Die Eier werden in Wassernähe oder Wasseroberflächen abgelegt.  

Weitere Themen zu den Reisekrankheiten:

Teil A: Reisekrankheiten und ihre Verbreitungsgebiete
Teil 1: Schutz vor Blutsaugern Teil 1: Zecken als Überträger von Reisekrankheiten
Teil 2: Babesiose, Ehrlichiose, Anaplasmose, Hepatozoonose, Borreliose
Teil 3: Schutz vor Blutsaugern Teil 2: Mücken als Überträger von Reisekrankheiten
Teil 4: Leishmaniose, Dirofilariose
Teil 5: Reisekrankheiten (alter Artikel)
Teil 6: eingeschleppte Infektionskrankheiten (alter Artikel)