Meine Motorradtouren
Pfingsten 2004
Von Schwerin nach Pennemünde
Eine Reise entlang der ostdeutschen Ostseeküste
Tag 5: Peenemünde
Am nächsten Tag reisen wir in die Vergangenheit.
Peenemünde schon von Freest erblickend, fahren wir nun mit den Motorrad zum Hafen von Peenemünde.
Schon auf der Fahrt dorthin lassen sich verschiedene verfallenen Kontrollstellen erahnen.
Am Hafen locken die Plakate zum größten U-Boot Museum der Welt, fast 100m lang und 4000t schwer: Das russische U-Boot Juliett U-461, das größte nicht atomare U-Boot. Es wurde 1961 gebaut, von 1965-1993 im Dienst der baltischen Rotbannerflotte, 1994 als Museum nach Kopenhagen verkauft und kam 1998 nach Peenemünde und ist hier seit 1999 zu besichtigen.
Beim Gang oder besser beim Klettern durch die engen Gänge des U-Bootes erhält man als Besucher einen akustischen und optischen Einblick in die Zustände auf diesen Schiffen.
Befehle in Russisch, Gelächter der Matrosen, das U-Boot-typische Ping-Geräusch der Sonaranlage sowie die Vielzahl an Ventilen und Rohren lassen das komplizierte und primitive Leben erkennen.
Der muffige Geruch ergänzt diese Eindrücke, gerade als Motorradfahrer den frischen Wind liebend, fühle ich deutlich diese beklemmende Enge!
Wieder an der frischen Luft lassen wir das Gesehene erst einmal auf uns wirken.
An der Hafenmauer im Wind sitzend lesen wir die interessante Begleitliteratur.
Es ist 10.45 Uhr und wir wollen noch in das Informationszentrum im Kraftwerk.
Aber auch der kleine Tipp des Verantwortlichen des Informationsstandes an der Juliett U461 lässt uns nicht los: Wenn wir die Startrampen der V-Raketen sehen wollen, müssen wir zur Rundfahrt auf dem Flugplatz. Um 11.00, 13.00 und 15.00 Uhr erfolgt dort die Abfahrt mit einem Bus zu den verschiedenen Orten der Raketengeschichte.
Ja, wir wollen die Rundfahrt um 13.00 Uhr machen, besuchen vorher noch die eher langweilige und nicht im Preis-Informationsgrad berechtigte Ausstellung des Untergang der Titanic. Da wäre ein Besuch der Phänomena bestimmt interessanter gewesen, aber alles an einem Tag geht nicht.
So fahren wir hinüber zum Flugplatz.
Trist ist es hier, kaum Autos, keine Menschen. Wir erkundigen uns an einem Kiosk und vertreiben unsere Wartezeit an der Kart-Bahn auf dem Flugplatzgelände.
Endlich kommt der Verantwortliche, ein ehemaliges Mitglied der NVA-Luftstreitkräfte der DDR und unsere Reise in die Vergangenheit geht weiter: Zu sechst in einem kleinen Bus merken wir schnell, uns führt nicht nur ein ehemaliger Mechaniker dieses Jagdfliedergeschwaders sondern ein Mensch, der uns mit viel Information zum Raketenbau im zweiten Weltkrieg, zu Zeiten von Rudolf Nebel und Wernher von Braun, aber auch zur Geschichte des Flughafens und seiner MiG 23 in den Jahren 1961-1990 und auch zu seiner jetzigen Nutzung als ziviler Sonderflugplatz und Naturschutzgebiet versorgt.
So ist es nicht nur eine Reise in die dunkle Vergangenheit des 2.Weltkrieges, sondern auch eine Fahrt zu den Brutplätzen der Kormorane mit der toten Flora unterhalb ihrer Horste durch den scharfen Kot dieser Vögel. Auch auf dem Flugplatzgelände innerhalb des Pommerschen Bettenmuseums finden sich noch viele Exponate aus der vergangenen Zeit sowie Ton- und Bilddokumente von geglückten und misslungenen Raketenstarts. Wäre nicht die nächste Gruppe zur Führung angekommen, unser Rundfahrer hätte noch viel zu erzählen gehabt!
Wir besuchen noch abschliessend das Historisch Technische Informationszentrum im ehemaligen Kraftwerk Peenemünde, allerdings ist Informationsfülle überwältigend und nach dem langen Tag in Peenemünde, den doch zum grossen Teil beklemmenden Gefühlen beim Anblick dieser Kriegsmaschinerie des 2.Weltkrieges und auch des Kalten Krieges in Form der Juliett, geniessen wir unsere Freiheit und die letzten Sonnenstrahlen beim Abendessen in Karlshagen.
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